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Ich hoffe, Ihr genießt den Sommer in vollen Zügen – egal wo Ihr seid. Heute möchte ich ein Interview mit einer besonderen Frau mit Euch teilen. Lara Krude habe ich zum ersten Mal beim Designer for Tomorrow Wettbewerb im Rahmen der Berliner Fashion Week vor drei Jahren gesehen und wahrgenommen. Ihr gleichnamiges Label ist aber erst Anfang letzten Jahres in meinem Feed aufgetaucht und seitdem folge ich Laras kreativen Ideen aufmerksam. Bei meinem letzten Hamburgbesuch vor Corona traf ich die Designerin zum ausgedehnten Frühstück und wir plauderten bis kurz vor meiner Rückreise über Slow Fashion, unsere liebsten Secondhandfundstücke, die Liebe zu Old Céline Taschen und alles Mögliche, das uns bewegt.

Seit diesem Sommer habe ich auch einen von Laras Entwürfen in meinem Kleiderschrank hängen und bin schlichtweg begeistert. Das voluminöse Lily Kleid ist ganz anders als alle Kleider, die ich schon besitze und durch seine Streifen und besondere Form ein absolutes Lieblingsstück geworden. Als ich es vor einigen Wochen zum ersten Mal trug, wurde ich überhäuft mit Komplimenten.  Ich bin mir ganz sicher, dass wir in Zukunft noch viel von Lara hören werden.

 

Wann hast Du Dein eigenes Label Lara Krude gelauncht. Wie kam die Idee zu Deiner eigenen Marke? Gab es einen Schlüsselmoment?

Im Jahr 2017 habe ich mit der Abschlusskollektion meines Masterstudiums den Designer for Tomorrow Wettbewerb unter der Schirmherrschaft von Stella McCartney gewonnen. Zu dieser Zeit habe ich schon seit mehreren Saisons als Designerin in Mailand gearbeitet. Nach dem Preis habe ich eine Capsule Collection entworfen, die bei P&C verkauft wurde. Darauf und auch auf den Wettbewerb habe ich so tolles Feedback bekommen, das ich dachte “ok, wenn ich irgendwann mal etwas eigenes machen möchte, dann jetzt. Es bringt nichts in fünf Jahren zu sagen: Hallo? Erinnert sich jemand an mich? Ich war mal in der Vogue“
Also habe ich meinen Job in Mailand geschmissen und habe 2018 in Hamburg mein eigenes Label gegründet.

 

Wie würdest Du Deine Designs in drei Worten beschreiben?

Klar. Zeitlos. Unkompliziert

 

 

Welche Einflüsse und Inspirationen prägen Deine Kollektion?

Ich liebe das japanische Verständnis von Kleidung. Sie formt nicht den Körper ab oder folgt den diesem, sondern ist vielmehr eine eigene unabhängige Form. Der Raum zwischen Körper und Kleidungsstück ist in dieser Philosophie sehr wichtig: dort ist Platz für Gefühle und Empfindungen.

Bei meinen Entwürfen ist es mir wichtig, dass man sich gut darin fühlt. Das gibt einem Stärke und Kraft. Wir sehen uns morgens kurz im Spiegel und dann fühlen wir uns den ganzen Tag in der Kleidung. Da ist Bewegungsfreiheit und ein qualitativ hochwertiges Material auf der Haut das wichtigste. Und: We Are More Than Our Body.

 

Slow Fashion ist das wesentliche Konzept Deines Labels. Auf welche Weise fließt Nachhaltigkeit in Dein Business ein?

Für mich ist ein bewusster und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen die Grundlage für meine Arbeit. Es ist kein add-on, sondern ganz klar die Voraussetzung, wenn ich Ressourcen nutze und daraus Produkte herstellen lasse.
Wir arbeiten ausschließlich mit natürlichen Materialien aus europäischen Webereien. Die Produktion findet regional in einem Umkreis von 400 km um unser Studio in Hamburg herum statt.

Auch in den Kollektionen setzen wir auf Langlebigkeit. Sie beruhen auf Klassikern, die es über mehrere Saisons hinweg zu kaufen gibt. Wir führen sie mal in neuen Stoffen ein, manchmal pausieren sie auch und natürlich kommen auch neue Designs dazu. Aber das Herz der Kollektionen bleibt gleich. Es ist mir auch wichtig, dass unsere Kundinnen wissen, sie bekommen ein Lieblingsteil nochmal oder sie dürfen länger darüber nachdenken und es ist noch verfügbar.

 

 

Bisher sind Deine Designs nur Online erhältlich. Könntest Du Dir einen stationären Handel in der Zukunft vorstellen?

In Deutschland sind wir aktuell leider nur Online verfügbar, dafür kann man uns aber im stationären Handel in den USA, in Puerto Rico, in Japan, in Österreich und in Australien kaufen. Ich hoffe natürlich, dass sich dies auch in naher Zukunft für den deutschen Markt sagen lässt.

 

Man hat oftmals das Gefühl, dass die Modeindustrie ausschließlich von Profit getrieben ist. Du arbeitest eng mit Deinen SchneiderInnen zusammen. Wie wichtig empfindest Du Empathie in der Arbeit mit Deinen KundenInnen und MitarbeiterInnen? 

Die großen Modeketten verkaufen Kleidung um Profit zu machen, aber am Ende ist es egal, was sie verkaufen es könnten auch Schrauben sein. Mir geht es in erster Linie darum ein gutes Produkt zu machen, das der Trägerin lange Freude macht. Und ein gutes Produkt kann nur entstehen, durch qualifizierte Menschen entlang der Produktionskette. Das handgemachte, die Gedanken und all das zwischenmenschliche in einem Herstellungsprozess sieht und fühlt man am Ende an dem fertigen Teil. Und das spürt auch die Kundin.
Für unsere Arbeit bedeutet ein enges Verhältnis zu unseren Produzenten auch eine ganz besondere Qualität. Wenn man sich kennt und weiß wie der andere arbeitet, kann man einfach ein hochwertiges Produkt schaffen.

 

 

Du hattest erwähnt, dass Du längere Zeit in Mailand gearbeitet hast. Inwiefern hat Dich Deine Arbeit dort für Dein Modeverständnis heute geprägt?

Meine Zeit in Mailand als Designerin war sehr prägend. Die Qualität von in Italien hergestellter Kleidung ist  außergewöhnlich und das allgemeine Verständnis von hochwertigen Materialien und was diese wert sind ist wirklich besonders. Wir haben mit Produzenten aus ganz Norditalien zusammengearbeitet, die für Fittings zu uns ins Atelier kamen. Dabei habe ich wahnsinnig viel gelernt.

 

Wie wichtig ist Instagram bei der Entwicklung einer eigenen Marke? Ist es noch möglich ohne Social Media erfolgreich zu sein? Wer hilft Dir dabei? 

Ich glaube, Instagram hat als Visitenkarte eine wichtige Rolle. Viele, die sich schnell einen Überblick über ein Brand verschaffen wollen, schauen mittlerweile schneller bei Instagram als auf eine Website. Aber meine Marke ist auch nichts für einen schnellen Hype und meine Kundinnen sind auch eher jenseits der 40 und nicht viel bei Instagram aktiv. Instagram bietet eine tolle Chance, eine Stimmung und eine Richtung einer Marke visuell zu transportieren. Aber am Ende braucht es die Materialen, die man fühlen will.

 

Laras Account findet Ihr hier.

 

 

Große Modekonzerne der High Street Labels halten Ihre Kunden täglich mit neuer Ware interessiert. Welche Möglichkeiten gibt es, Menschen für einen bewussteren Umgang mit Mode zu sensibilisieren? Glaubst Du, dass es durch die Coronakrise ein Umdenken gibt? 

Ich hoffe sehr, dass uns die aktuelle Krise ein bisschen aufzeigt, mit wie wenig wir doch zufrieden sein können und was für ein großes Glück es ist, wenn die Basics stimmen: Gesundheit, ein sicheres Zuhause und genügend zu Essen. Darauf aufbauend kann man viel dezidierter sehen, was einem darüber hinaus Freude bereitet und diesen Konsum dann auch sehr bedacht und bewusst auswählen. Zum Beispiel ein Teil auszuwählen, dass uns lange Freude macht und dass dadurch auch mehr kosten darf.

 

Wie integrierst Du Nachhaltigkeit selbst in Deinen Alltag? Worauf achtest Du beim Kauf von Fashion- und Beauty-Produkten?

In meinem Alltag versuche ich die Basics umzusetzen: kein Auto, einkaufen auf dem regionalen Wochenmarkt, Plastik überall vermeiden, wo es möglich ist. Wenn ich etwas kaufe, achte ich bei Kleidung und Schuhen auf eine europäische Produktion und natürliche Materialen.

 

Deine 5 Tipps, um nachhaltiger zu leben?

Langsam aber stetig in Lieblingsteile investieren (egal ob Kleidung oder Interieur). Diese dann pflegen und reparieren anstatt sofort etwas neu zu kaufen.
Auf dem regionalen Wochenmarkt einkaufen.
Saisonal kochen.
Bei Kleidung auf Chemiefasern (auch Beimischungen) verzichten. Das lässt sich nur sehr schwer recyceln
Auf regionale (europäische Produktion) achten bei Kleidung, Schuhen, Möbeln etc….

 

Wie sieht die Zukunft von Slow Fashion und Lara Krude aus?

Slow Fashion ist die einzig denkbare Zukunft aktuell. Ganz auch Vivienne Westwood: „Buy Less, Choose Well, Make It Last“. Wir möchten weiter unabhängig bleiben und langsam und stetig weiter wachsen, sowohl im heimischen, als auch im internationalen Markt. Die Kollektionen werden weiterentwickelt und wir möchten für unsere Kundinnen langlebige Produkte aus den schönsten europäischen Materialen anbieten.

 

 

5 Lieblingsorte in Hamburg

Das Eppendorfer Moor für einen Spaziergang.
Mein Atelier.
Das elbgold für den besten Kaffee.
Unsere lichtdurchflutete Wohnung.
Das Aendrè für den besten Lunch.

 

 

Lieblingsplaylist im Atelier

Tatsächlich mag ich zum arbeiten die Ruhe. Wenn ich doch Unterhaltung brauche, dann mag ich Deutschlandradio Kultur und Podcasts.

 

Etwas, das du in den letzten Wochen gern gemacht/gesehen/gelesen hast? 

Gesehen: Unorthodox bei Netflix. So gut!

Gelesen: Was nie geschehen ist von Nadja Spiegeln.

Gemacht: Lange Spaziergänge.

 

 

Welche Labels trägst Du neben Deinem eigenen gerne?

Ich liebe den Strick von Lauren Manoogian aus New York und von Totême. Für Basics wie weiße T-shirts schaue ich bei Arket und zum Glück für meinen Kontostand mag ich Celine nicht mehr seit das é weg ist.

 

 

Da bleibt dann nur Vestiaire Collective zum Shoppen von Pre-loved Items.

 

 

 

Deine Mini Beauty Routine morgens? 

Ich habe mich mein ganzes Leben geschminkt, durch die Corona-Zeit zuhause und das Maske-tragen draussen, habe ich damit beinahe vollkommen aufgehört.

Also geht es ganz schnell:

Gesicht waschen, Toner, Serum und Feuchtigkeitscreme (alles von Reviderm, empfohlen von meiner Kosmetikerin und meine Haut liebt es). Je nach Wetter noch ein Sonnenschutz drauf, etwas Cheek Tint auf die Wangen und Augenbrauengel von Milk. Fertig!

 

 

 

Lieben Dank, Lara, für das schöne Interview.

Ich bin gespannt auf Deine neuesten Kreationen. 

 

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