Ihr lieben Leser, Mamis und Papis und die, die es noch werden wollen. Bitte lest Euch diesen Artikel meiner Freundin Anja durch! Sie ist nicht nur eine ganz bewundernswerte Mami von drei Kindern, sondern auch Hebamme und Stillberaterin. Vor einem halben Jahr hat sie, basierend auf ihrem Wissen und ihren Erfahrungen, das Blog ‘Von guten Eltern’ ins Leben gerufen. Dort findet man wirklich gut geschriebene Texte, die Fragen zum Kinderkriegen und Kinderhaben ein bisschen verständlicher machen. Gestern veröffentlichte sie einen Artikel mit dem Titel ‘Hexenverbrennung 2.0’, der verrät, dass der Hebammenberuf quasi vor dem Aus steht, da Haftpflichtversicherungen stets teurer werden und immer mehr Hebammen somit in Existenznot geraten. Horror, wenn man bedenkt, wie wichtig dieser Beruf für jeden Einzelnen von uns ist. Ich selbst hatte sogar in meiner Schwangerschaft noch keine Ahnung, wie bedeutend es ist, eine Hebamme zu haben, die einen schon vor der Geburt begleitet und zu der man eine Beziehung aufbauen kann; aber immerhin weiß ich es jetzt. Die Suche nach einer Beleghebamme hatte ich gänzlich falsch eingeschätzt und war vier Monate vor dem errechneten Geburtstermin schon zu spät dran. So hab ich zwar dennoch eine sehr liebe und kompetente Hebamme gefunden, aber eben nur für das Wochenbett.
Als ich bereits 8 Stunden in den Wehen lag und ich mir ziemlich sicher war, dass es an der Zeit war, ins Krankenhaus zu fahren, hätte ich gerne eine Hebamme zur Seite gehabt, die mir sagt, dass alles in Ordnung ist. Ebenso, als ich wieder nach Hause geschickt wurde und weitere 16 Stunden mit Wehen aushalten musste und total verunsichert war, wann denn nun endlich der richtige Zeitpunkt wäre, wieder ein Taxi zu rufen. (Starke Wehen in regelmäßigen, kurzen Abständen hatte ich die ganze Zeit über.) Am Ende blieb mir nichts anderes übrig als Anja anzurufen, die alles stehen und liegen ließ, mich untersuchte und mir versicherte, dass mich nun wirklich niemand mehr im Kreißsaal zurückschicken würde. Allein ein paar warme und beruhigende Worte von einer Expertin hatten gefehlt, damit ich mich besser und verstanden fühlte. Am liebsten hätte ich Anja auch direkt mit in den Kreißsaal genommen, vielleicht hätte ich die eine oder andere Hürde dann doch besser geschafft? Denn letzendlich gab es nach vielen weiteren Stunden im Kreißsaal in der Endphase nur noch den Ausweg des Kaiserschnitts. (Davon gibt es in meinen erweiterten Bekanntenkreis übrigens auffallend viele!) Bei meiner nächsten Schwangerschaft würde ich mich jedenfalls sofort darum kümmern und zusehen, dass ich eine Hebamme finde, die mich die ganze Zeit über begleitet und der ich eine Woche nach der Geburt nicht erst erklären muss, wie alles verlief.
Daher bitte ich Euch noch mal Anjas Artikel zu lesen und diese Petition zu unterschreiben, wenn Ihr ähnlich denkt.
liebe ari, ein unglaublich wichtiges thema auf das du da hinweist. ich selber hatte keine beleghebamme, da ich glaubte, als ärztin bräuchte ich sie nicht. nun ja sicher stimmt das zum teil und glücklicherweise war ich in einer klinik mit wirklich unglaublich tollen hebammen und hatte einen tollen vorbereitungskurs, aber grundsätzlich sollte jede frau die chance dazu haben einen gefühlvolle und kompetente, die unsicherheiten nehmende begleiterin an ihrer seite zu haben. dafür muss es wieder lohnenswert sein für eine hebamme den mamis und ihren kleinen babys den weg zum gemeinsamen leben zu begleiten. also habe ich selbstverständlich unterschrieben! dir einen schönen abend in familie. lg j.
Autor
Danke dir!! Wir können es nur besser machen und unseren Freundinnen und Bekannten dazu raten, sich rechtzeitig zu kümmern und das Thema nicht zu unterschätzen. Und beim zweiten Baby sind wir dann auch ‘schlauer’. hihi. Wünsche dir auch alles Gute für deine Familie. <3
Hab ich heute auch erst davon gehört.
Sollte man wirklich unterschreiben.
Ich hab unterschrieben! Find ich schön, dass du so brisante Themen auch behandelst.
Liebe Ari!
Mir ging es genauso (siehe hier http://www.littleyears.de/blog/rettet-die-hebammen-wichtige-petition/) Es dauerte ewig lang, und ich habe mich von den Hebammen, die ab und zu mal reinschauten überhaupt nicht unterstützt gefühlt. Letztendlich war es dann auch ein Kaiserschnitt…
Danke für den Artikel!
Marie
Autor
Liebe Marie, ja, ich hörte davon. Beim nächsten Mal machen wir es besser!! :) Wobei ich nicht sagen würde, dass bei mir irgendjemand im Krankenhaus was falsch oder zu wenig gemacht hätte. Vielleicht sollte es einfach so sein. Müssen uns übrigens auch mal kennenlernen!
Liebe Ari,
ich nenne den Kaiserschnitt gerne die Folge des Interventions-Wahnsinns im Krankenhaus – was auch immer diesen Strudel befeuert, überlastete Hebammen, Kostendruck, Kaiserschnitt-Praxis für Assistenzärzte. Weil ich eine tolle Hebamme hatte, war ich mir diesem Prozedere bereits vor der Geburt bewusst – wollte ihn per Hausgeburt umgehen und bin doch im Krankenhaus gelandet. O-Ton Krankenhausarzt bei Routineuntersuchung: “Wie können sie 10 Tage über Termin versuchen wollen, mit einem Wehencocktail einzuleiten – das ist unverantwortlich. Per Medikament einzuleiten, ist viel sicherer!” Dass die Pille auch nur den Darm anregt, um Wehen einzuleiten, hat er nicht erwähnt.
Ergebnis: Totale Verunsicherung. Der Krankenhaus-Automatismus rollte los. Die Wehen kamen plötzlich und in unmittelbaren Abständen (alle 2 Minuten). Die Hebamme hatte keine Zeit, wollte aber sichergehen, dass es dem Kind gut geht, also wurde ich mit dem CTG ans Bett gefesselt (Beim Infoabend hieß es noch: wir haben mobile CTGs, mit denen Sie sich so bewegen können, wie es Ihnen gerade beliebt). Im Stehen waren die Wehen ganz gut auszuhalten, im Liegen wurden die Herztöne auffällig (Hmmm, vielleicht, weil mein riesiger Bauch meine Hohlvene abgedrückt hat, die mich und das Kind über die Plazenta versorgt?). Die Fruchtblase wollte auch bei 9cm geöffnetem Muttermund nicht platzen, also ritzte die Hebamme drauf los, bis das Wasser lief (Wer sagt denn, dass die Blase unbedingt platzen muss? Kinder können auch mit intakter Blase auf die Welt kommen). Um mein Bett hatte sich derweil ein Trupp aus Ärzten aufgestellt, die darüber berieten, ob ich in den OP gehöre. Der Oberarzt entschied sich, Blut am Kopf des Kindes abzunehmen, um herauszufinden, wie es ihm geht. Ihm ging es gut. Ich durfte weitermachen – aber nur mit Dammschnitt, damit es schnell geht.
Fazit: ich bin haarscharf am OP vorbeigeschrammt – meinem Kind ging und geht es super. Ich habe die Geburt nichtsdestotrotz als größtes und mich selbst bestärkendes Erlebnis erfahren. Aber auch nur, weil ich eine Freundin und meinen Freund dabei hatte, die mir halfen, die Krankenhaus-Panik auszublenden und bei mir zu bleiben. Die Freundin macht übrigens gerade eine Ausbildung zur Hebamme und der Dammschnitt hätte nicht sein müssen: “Ihr Gewebe hätte das mitgemacht”, offenbarte mir die Krankenhaus-Hebamme, als man mich nähte.
Meine Freundin wird sich nach ihrer Ausbildung vielleicht als freie Hebamme selbstständig machen. Beleg-geburten wird sie wohl nicht anbieten. Wie so viele andere Hebammen auch nicht oder nicht mehr.
Die Petition ist wichtig. Ärzte werden uns Frauen nicht vermitteln, dass eine Geburt auch schön sein kann – sie werden sie immer als medizinisches Risiko ansehen.
Liebe Ari
Danke, daß Du das Thema in Deinem Blog mit aufnimmst. Ich bin selber Hebamme und Mutter von drei Kindern. Und es ist so mühsam für uns Hebammen, soviel Bürokratie, so wenig Geld, so viel Zeit, die man nicht bei der Familie verbringt. Aber dennoch liebe ich meinen Beruf so sehr und kämpfe darum, daß ich ihn auch weiterhin ausüben kann ohne einen Zweitjob annehmen zu müssen. Jede Frau sollte das Recht auf eine Hebamme haben.
Autor
Danke Anna! Und gern geschehen. Mir ist das Thema ja auch wichtig.
Ich finde dieses Thema sehr wichtig. Ich habe beide Kinder im Geburtshaus bekommen. Und es waren schöne Erlebnisse ohne Schichtwechsel und das Gefühl überfordert und alleine zu sein. Die Hebamme war von Anfang an dabei und ist sogar mit uns zum Geburtshaus gefahren als beim ersten mal feststand: es geht jetzt los.
Und ich glaube fest, dass alles so gut lief, weil die ganze Schwangerschaft über so eine Selbstsicherheit und ein Vertrauen aufgebaut wurde, dass Angst und Zweifel gar keinen Platz in meinem Kopf hatte.
Beide Geburten musste ich anteilig bezahlen, da die Krankenkasse nur eine Krankenhausgeburt abrechnen wollte. Gute 300€! Dass eine Frau ihren Geburtsort nicht selber wählen darf, vor allem wenn er noch nachweislich billiger ist, fand ich eine bodenlose Frechheit und diskriminiert für ALLE Beteiligten! Die Situation hier hat sich hierzu leicht gebessert. Meine damalige KK zahlt mittlerweile auch.
Aber was sich jetzt die Haftpflichtversicherung erlaubt, ist einfach nur unglaublich! Ich frag mich woher das kommt? Welche Interessen stecken dahinter, diesem Beruf das Leben schwer zu machen? Dabei müsste man die Hebammen doch angesichts ihrer geringen Kosten für die KK, der hohen Kaiserschnittsrate im Krankenhaus und ihrem sozialen Mehrwert für die Zeit nach der Geburt (wieso brauchen wir ein städtisches Netz von Familienpfleger für alle, wenn die Hebamme für viele Familien die gleiche Aufgabe in der Anfangszeit erfüllt?) doch fördern!
Völlig unverständlich was da gerade passiert!
Liebe Ari,
ich finde wunderbar, dass du deinen Blog um deine Erfahrungen als Mutter erweitert hast und sogar dich hier für die Hebammen ins Zeug legst. Als freiberufliche Hebamme verfolge ich das Thema natürlich und kann allen, die sich auch interessieren zur weiteren Lektüre diesen Überblick der Situation empfehlen: http://anwaltauskunft.de/magazin/beruf/selbststaendig/202/spiel-mir-das-lied-vom-hebammentod/
Weiter so!