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Nach langer Zeit kann ich Euch heute endlich wieder ein neues Beauty-Interview präsentieren. Eins, über das ich mich riesig freue, denn seit Anfang letztem Jahr habe ich einen kleinen Crush auf die talentierte, junge Dame, die ich Euch heute vorstelle. Die Rede ist von Stella. Stella von Senger sprach mich vor ziemlich genau einem Jahr bei der Präsentation von Augustin Teboul während der Berlin Fashion Week an und erzählte mir, dass sie mich und mein Blog kennt und auch Make-up Artistin ist. Ich war ein bisschen von den Socken und ich glaube, wir tauschten nach einem kurzen Plausch zunächst nur unsere Instagram-Namen (@stellaofficialmakeup) aus.

Seitdem verfolge ich gespannt, wo Stella, die gerade erst 24 geworden ist, für einen neuen Job unterwegs ist oder wie sie selbst im Little Black Dress mit einem knallpinkem Gipsverband unverschämt gut aussieht. Im August traf ich sie dann durch Zufall beim Soho House Flohmarkt, wo ich ihr direkt ihre Céline Two Tone Clutch abkaufen musste. Dort kamen wir endlich mal richtig ins Gespräch und wollten uns sofort für die Woche verabreden. Leider kam etwas dazwischen und kurz darauf saß Stella schon im Flieger nach LA, wo sie für einige Monate ihre Karriere als Make-up Artist voran treiben wollte. Das scheint ihr zwischen Palmen, mit der großen Liebe, Special Effects und unter der Sonne Kaliforniens mehr als gelungen zu sein.

Für Euch habe ich Stella gefragt, wie man es schafft, Make-up Artist zu werden, worauf man sich vorbereiten sollte und welche Produkte sie für unverzichtbar hält…

Stella, Du bist letztes Jahr temporär nach LA gezogen, um dort zu arbeiten. Ist der Standort für Dich und Deine Arbeit wichtiger als Berlin? Was hast Du dort die letzten Monate gemacht?

LA hatte mich schon lange gereizt und dem Berliner Winter zu entkommen, hielt ich auch für keine schlechte Idee. Ich interessiere mich sehr für den Filmbereich und LA ist dafür einfach immer noch eine der besten Anlaufstellen. Ich würde aber nicht sagen, dass LA wichtiger für mich war als Berlin. Es war definitiv der richtige Moment, um das Potenzial dieser Stadt auszureizen. Ich bin hier hergekommen, um einen Master in Special Effects Makeup zu machen und meine Businesskontakte zu erweitern. Ich habe also meine letzten Monate zwischen Kursen und Jobs gemanaged.

Du machst sehr viel im Bereich Special Effects. Das habe ich in meiner Ausbildung geliebt, aber wenn man nicht dran bleibt, dann verlernt man es leider wieder. Was reizt Dich daran? Schminkst Du dennoch gerne Beauty Looks?

Ich liebe Special Effects. Es ist so ein langer und intensiver Prozess und Du hast die Möglichkeit etwas dreidimensional zu verändern. Ich finde es unglaublich spannend, ein Gesicht zu nehmen und es so lange zu studieren, bis ich meine, die Züge und die Mimik so gut zu kennen, dass ich eine neue Schicht darauf legen kann, ohne das Besondere des jeweiligen Menschen zu verlieren. Es ist eine unglaubliche Geduldsarbeit und – anders als bei Beauty Looks – dauert es oft Wochen oder Monate. Beauty Looks sind aber auch meine große Leidenschaft. Ich liebe es, jeden Tag einen anderen Look zu schminken und das Beste und die schönsten Züge rauszuarbeiten. Oft arbeite ich spontan – je nachdem wer in meinem Stuhl sitzt – am allerbesten. Ganz plötzlich kommen mir dann ganz viele Ideen, wie ich meine “lebendige Leinwand” bemalen könnte.

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(Vorher / Nachher: Plastische Veränderung durch Silikonprosthetics und Perücke)

Erzähl mal, wie bist Du Make-up Artist geworden?

Eigentlich habe ich Maskenbild in München studiert. Ich habe mich immer für Gesichter interessiert. Für das Schöne, aber auch das Groteske. Die Frau meines Cousins, Anna von Gwinner, ist eine tolle Maskenbildnerin und hat mich schlussendlich dazu inspiriert, es zu studieren. Als ich mit 17 mein International Baccalaureate beendet hatte, habe ich ein Jahr lang verschiedene Jobs und Praktika gemacht. Zuerst bin ich nach Paris gegangen und habe dort ein Praktikum bei Chanel Maquillage gemacht. Danach habe ich einem Modefotografen in New York assistiert und zu guter Letzt habe ich in der Masken- und Kostümabteilung der Bayreuther Festspiele gearbeitet. Am Ende des Jahres wusste ich, dass ich es studieren wollte, um mich auch im Bereich Theater, Film und Kunstgeschichte weiterzubilden.

Einige Mädels träumen vom Beruf als Make-up Artist. Was ist das Schöne daran und was muss man mitbringen? Was rätst Du den Mädels, die eine Ausbildung anstreben wollen? Oder kann man auch quer einsteigen?

Der Beruf ist unheimlich kreativ, bei jedem Job musst Du ein anderes Konzept kreieren. Ich denke, wie bei vielen Berufen, sollte man sich klar sein, dass er aus zwei Seiten besteht. Klar, gibt es die glamouröse Seite, die der vielen Reisen und Geschenke oder Sponsoren. Auf der anderen Seite ist der Beruf aber auch sehr hart. Es sind immer wahnsinnig lange Arbeitsstunden und Du hast unfassbar viel Konkurrenz, die Dir immer einen Schritt voraus zu sein scheint.

Aber alles in allem kann ich sagen, dass es mein absoluter Traumjob ist. Jedes Mal, wenn ich arbeite, bin ich wunschlos glücklich. Neben Kreativität sind außerdem Disziplin, Feinfühligkeit, Spontanität, Genauigkeit und extrem guter Umgang mit Menschen wichtig. Man sollte nicht schüchtern sein, sich aber auch nicht in den Vordergrund stellen.

Ich rate allen, die diesen Beruf anstreben, sich genau zu überlegen, in welchem Bereich sie arbeiten wollen. Im Fashion-, Film- oder Theaterbereich. Danach kann man sich dann seinen nächsten Schritt überlegen. Ich denke eine Ausbildung ist immer gut. Allerdings sind Make-up Schulen nicht immer günstig. Es gibt heutzutage Tausende Tutorials online, mit denen man sich alles selber beibringen kann. Aber dafür muss man der Typ sein, denn so einfach es oft bei den Profis aussieht, ist es definitiv nicht. Viel Durchhaltevermögen und üben sind dann gefragt. Wer sich auch für Haararbeiten und Special Effects interessiert, sollte sich mal über mein Studium an der August Everding in München erkundigen. Es kostet nichts und gelernt habe ich unglaublich viel. Einen Bachelor zu haben, schadet nie.

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(1. Selbstangefertigte Perücke mit geklebter Halbglatze, Elisabethanisch frisiert 2. Flocking)

Was war das Wichtigste, das Du in Deiner Ausbildung gezeigt bekommen hast? Was hast Du in den vielen Jahren der Berufserfahrung noch dazu gelernt?

Die Vielfalt, die ich in meinem Studium gelernt habe, war fast unschlagbar. Besonders in LA habe ich gemerkt, dass meine Erfahrung mit Haaren ein großer Vorteil war. Nicht nur das Perücken machen, sondern auch das Stylen und schneiden. Ich habe jede Epoche des historischen Frisierens gelernt. Ich bin also nicht nur Make-up Artist, sondern auch Hairstylist und das ist beruflich definitiv von Vorteil, weil man mich bei einem Job für beide Bereiche buchen kann. In der Berufserfahrung habe ich gelernt, dass Du nie für alles vorbereitet sein kannst. Sei immer bereit, Dein Konzept über den Haufen zu werfen und Dir etwas völlig Neues aus dem Arm zu schütteln. Der beste Tipp, den ich geben kann: packe nie nur die Sachen ein, die Du meinst zu brauchen!

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(Stella beim Gesichtsabdruck nehmen)

Dein bisheriges Karriere-Highlight?

Mein Highlight war die Zusammenarbeit mit der Make-up Artistin Ewa Cervena am Set von Meret Beckers Musikvideo. Eine unglaubliche Masse an bekannten und grandiosen Schauspielern und Models, sowie eine riesen Vielfalt an verschiedensten Looks. Der Regisseur Ralf Schmerberg und das ganze Team haben sieben fantastische Szenen inszeniert. Mit dabei waren unter anderem Veruschka, Max Raabe, Zazie de Paris, Esther Perbandt, Katharina Thalbach, Ben Becker und natürlich Meret Becker. Es war eine große und sehr belohnende Herausforderung.
Mein zweites Highlight ist die lange Zusammenarbeit mit der Fotografin Elizaveta Porodina. Wir arbeiten jetzt schon mehr als vier Jahre zusammen und bei jedem Shooting, das wir zusammen machen, tauchen wir gemeinsam in eine andere Traumwelt.

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(Behind the Scenes mit Make-up Artists: Jana Kalgajeva, Elena Schmerberg, Ewa Cervena und Schauspielerin/Sängerin Meret Becker – Photo Credit: Katja Oortman)

Liest Du überhaupt Beautyblogs oder schaust Du manchmal auch Tutorials auf Youtube? Oder schaust Du Dir eher klassische Mode und Beauty-Magazine an? Woher kommt die Inspiration für Deine Looks?

Ich lese gerne Beauty- und Modeblogs wie Journelles, LesMads oder Primer & Laquer. Make-up Tutorials schaue ich mir allerdings weniger an. Ansonsten lasse ich mich überall inspirieren. Jede Farbe, jedes Kunstwerk, jeder Film und jedes Lied ist eine Inspiration für mich. Ich gehe gerne und viel in Museen, um mich da inspirieren zu lassen. Filme sind auch eine meiner Hauptquellen. Ich kaufe in jedem Museumsshop ein neues Buch. Wenn ich einen neuen Look designen muss, fange ich zu allererst an, durch meine ganzen Bücher zu blättern. Alle Ideen, die ich habe, trage ich in ein kleines Notizbuch ein. Im Handy geht es doch irgendwie immer unter.

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(Behind the Scenes mit Model Alice Oezserin)

Welches sind Deine fünf Lieblingsprodukte?

Meine absoluten Lieblingsprodukte sind momentan die Haarprodukte von Intelligent Nutrients Harmonic. Der Conditioner und das Haaröl bewirken wunder. Für den sonnengeküssten California-Look liebe ich Gleam by Melanie Mills (ähnlich hier). Es verleiht dem Gesicht diesen goldenen Touch, den sonst nur die Cali Girls haben. Der Buttercream Lipstick in der Farbe Pecan von Bite Beauty ist für mich der neue perfekte Nude Lippenstift. Die Maestro Fusion Foundation mit SPF 15 von Giorgio Armani ist ein Muss. Auf Sonnenschutz in der Tagescreme oder dem Make-up sollte nie verzichtet werden. Gerade in LA aber auch durch die graue Wolkendecke des Berliner Winters sind die UV Strahlen stark genug, um der Haut langfristig zu schaden. In LA habe ich die Produkte von Grown Alchemist kennen und lieben gelernt. Das Duschgel und die Handcreme ‘Vanilla & Orange Peel’ sind genial.

Wie sieht Deine morgendliche Beautyroutine aus?

Ich reinige mein Gesicht zuerst mit dem Pure Marula Cleansing Oil von African Botanics. Ich liebe Reinigungsöle, da sie meiner Haut während der Reinigung noch genügend Feuchtigkeit spenden. Danach benutzte ich noch das Eau Thermale von Avène und creme sie dann entweder mit der Logona Naturkosmetik Bio Aloe Tagescreme oder Aesop Primrose Facial Hydrating Cream ein. Als Foundation benutze ich wenn überhaupt Vitalumiere Aqua von Chanel und wenn ich einen extra frischen Look haben will noch ein bisschen Cheek and Lip Glow von Dior auf Wangen und Lippen. Mein Make-up Look ist eigentlich immer so natürlich wie möglich.

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Welches Produkt ist bereits am längsten in Deinem Besitz?

Da sich die Haut ständig verändert – je nach Alter, Umständen und Umgebung – wechsel ich meine Hautpflege oft. Um immer auf dem neusten Stand zu sein, teste ich jede Menge verschiedener Foundations und Make-ups. Was sich allerdings nie ändert, ist mein Duft. Er ist und bleibt Coco Mademoiselle von Chanel.

Lässt Du Dich gerne von anderen Make-up Artists schminken?

Ich lasse mich gerne von anderen Make-up Artists schminken. Es ist sehr spannend und entspannend auch mal im Stuhl zu sitzen – statt davor zu stehen. Am allerliebsten mag ich es allerdings, meine Haare gestyled zu bekommen. Das ist mein größter Luxus.

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(Photo Credit: Cecil von Renner)

Wo kaufst Du am liebsten Deine Beautysachen ein? Hast Du ein Lieblingslabel?

In LA gibt es tolle Läden, wie Naimie’s oder Nigels Beauty Emporium, die wirklich alle beachtenswerten Produkte verkaufen. In New York gehe ich am liebsten zu Henri Bendel. In München zu Ludwig Beck. Und Berlin sind es verschiedene Adressen. Ich liebe Jacks Beauty Department. Miriams Pinsel sind eigentlich die besten, die ich je hatte. Und richtig schön sind sie auch noch. Wenn ich nur eine Marke nennen darf, muss ich Chanel sagen. Mit Chanel identifiziere ich mich am meisten. Es gibt kein Produkt, dem ich nicht vertraue und die Marke ist elegant und trotzdem immer auf dem neusten Stand. Als ich bei Chanel arbeitete, war noch Peter Philips der Creative Director. Lucia Pica, die jetzt seinen Platz eingenommen hat, wird den Job auch sehr gut machen. Beide sind Künstler, die ich sehr respektiere und überaus schätze.

Wie sieht es denn mit Naturkosmetik aus? Das spielt leider noch nicht wirklich eine große Rolle Backstage…

Ich liebe Naturkosmetik. Dr. Hauschka zum Beispiel ist unschlagbar. Ich benutze die Produkte sehr viel für Schauspieler. Auch in Amerika hat die Marke schon eine große Kundschaft und erfreut sich Beliebtheit. Gerade in LA spielen natürliche Produkte eine Rolle. Ich finde es auch schade, dass es im Modebereich in Berlin noch kein großes Thema ist.

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Du bist viel unterwegs. Was hast Du immer in Deiner Tasche dabei?

Ich habe immer die Handcreme ‘Vanilla & Orange Peel’ von Grown Alchemist oder Aesop dabei. Einen Lipbalsam, meistens von Kiehl’s oder die Eight Hour Cream von Elizabeth Arden. Mein Parfum, Coco Mademoiselle von Chanel, roten Lippenstift (oft Rouge Allure von Chanel), eine Foundation (Vitalumiere Aqua von Chanel) und Dior Blush in der Farbe ‘Miss Pink’ für schnelle Frische im Gesicht. Und ich gehe nicht mehr ohne meine analoge Dynax 7000i Minolta Kamera aus dem Haus.

Welches Produkt sollte jede Frau mal getestet haben?

Weil es aktuell ein Liebling ist: Conditioner von Intelligent Nutrients Harmonic.

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Fünf Produkte, die jede Frau besitzen oder morgens in ihre Routine einbauen sollte.

Jede Frau sollte einen guten Reiniger haben. Ich empfehle die Reinigungslotion von Avène. Außerdem eine passende Foundation. Es kommt immer auf den Hauttyp an, aber mein Favorit ist die Vitalumiere Aqua von Chanel. Die Maestro Fusion Foundation mit SPF 15 von Giorgio Armani oder die No Foundation Foundation von Perricone MD (und hier) sind auch beachtenswert. Gerade im Winter ist ein Lip Scrub wichtig, da die Kälte oft trockene Lippen verursacht. Das Sugar Lip Scrub von Sara Happ ist super. Für müde Augen kann ich ein Augenserum von Clinique empfehlen und wer tief in die Tasche greifen will, wird mit dem Illuminating Eye Gel von La Mer sehr zufrieden sein. Mein morgendliches Highlight ist ein Grüner Tee zum Beispiel von Kusmi Tea. Das kann ich jedem empfehlen. Es lässt die Haut strahlen und gibt mir morgens mittlerweile einen viel besseren Start als Kaffee.

Easy Smokey Eyes – hast Du einen Tipp? 

Probier mal eine andere Farbe aus, als nur das allseits bekannte Schwarz. Zum Beispiel Dunkelgrün, Dunkellila, Dunkelbraun oder Kupfer. Das ist viel spannender. Der erste Schritt ist ein guter Primer. Zum Beispiel die Smudge Proof Eyeshadow Base von Nars. Der richtige Pinsel ist auch das A und O. Ich würde einen relativ großen abgerundeten Pinsel zum Blenden benutzen. Dann die dunklen Farben von außen nach innen arbeiten und einen hellen Akzent auf die Mitte des Augenlids setzen.

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Ein Make-up No-Go? 

Eigentlich gibt es für mich keine Make-up No-Gos, außer eine zu dunkle Foundation. Alle Trends können in irgendeiner Form wiederkommen oder funktionieren. Es kommt nur drauf an, wie es gemacht wird.

Und der wichtigste Trend der Saison?

Augen in Bronzetönen und der perfekte sonnengeküsste Teint à la 70s. Und Fuchsia oder ein schönes Nude auf den Lippen.

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(Model Hannah Sioda – Photo Credit: Emilia von Senger)

Dein Vorbild in Sachen Schönheit?

Jane Birkin.

Und last but not least. Deine fünf Lieblingsorte oder Must-Dos in LA.

Mohawk General Store in Silverlake zum Shoppen.
Bestia in Downtown für ein Dinner-Date.
Bar Stella in Silverlake oder No Vacancy in Hollwood für Drinks.
Griffith Observatory für den besten Spaziergang und Ausblick der Stadt.

Es war mir eine Freude! Danke, liebe Stella.

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